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  • Search Fund: Der komplette Leitfaden für den DACH-Raum

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Lesezeit: 12 Minuten

Du hast von Search Funds gehört und fragst dich, ob das Modell auch in Deutschland funktioniert? Die ehrliche Antwort: Es kommt darauf an. In diesem Leitfaden erfährst du, was ein Search Fund wirklich ist, welche Herausforderungen im DACH-Raum auf dich warten und ob es bessere Alternativen für deinen Weg zum eigenen Unternehmen gibt.

Was ist ein Search Fund?

Ein Search Fund ist ein Investmentvehikel, bei dem Investoren einem Unternehmer – dem sogenannten Searcher – Kapital zur Verfügung stellen, um ein bestehendes Unternehmen zu suchen, zu kaufen und anschließend zu führen.

Das Konzept stammt aus den USA und wurde 1984 an der Stanford Graduate School of Business entwickelt. Die Idee dahinter: Ambitionierte MBA-Absolventen bekommen die Möglichkeit, Unternehmer zu werden, ohne selbst das komplette Kapital mitbringen zu müssen.

Die Grundidee in drei Sätzen

Investoren finanzieren deine Suche nach einem Unternehmen. Findest du eins, finanzieren sie gemeinsam mit dir die Übernahme. Du wirst Geschäftsführer und Miteigentümer – sie bekommen eine Rendite auf ihr Investment.

Klingt attraktiv. Aber wie sieht das in der Praxis aus?

Wie funktioniert ein Search Fund?

Der klassische Search Fund durchläuft vier Phasen:

Phase 1: Fundraising für die Suche

Du sammelst Kapital von 10 bis 20 Investoren ein. Typischerweise zwischen 400.000 und 600.000 Euro. Dieses Geld finanziert deine Lebenshaltungskosten und Suchaktivitäten für 18 bis 24 Monate.

Phase 2: Die Suche

Du suchst Vollzeit nach einem geeigneten Unternehmen. Kriterien sind meist: stabiler Cashflow, EBITDA zwischen 500.000 und 2 Millionen Euro, fragmentierter Markt, Wachstumspotenzial.

Laut Stanford Search Fund Study finden etwa 63 Prozent der Searcher ein Unternehmen. 37 Prozent gehen leer aus.

Phase 3: Akquisition

Hast du ein Target gefunden, strukturierst du gemeinsam mit deinen Investoren die Übernahme. Sie bringen das Eigenkapital, Banken ergänzen mit Fremdkapital.

Phase 4: Betrieb und Exit

Du führst das Unternehmen als CEO. Nach fünf bis sieben Jahren erfolgt typischerweise ein Exit – entweder an einen strategischen Käufer, einen Finanzinvestor oder durch einen Secondary Sale.

Was bekommst du als Searcher?

Im traditionellen Modell erhältst du etwa 20 bis 30 Prozent der Anteile. Diese werden meist gestaffelt zugeteilt: Ein Teil beim Closing, weitere Teile bei Erreichen bestimmter Meilensteine.

Das bedeutet im Umkehrschluss: 70 bis 75 Prozent gehören deinen Investoren.

Search Funds im DACH-Raum: Die Realität

Jetzt wird es interessant. Denn was in den USA funktioniert, lässt sich nicht einfach kopieren.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache

Im gesamten DACH-Raum gibt es aktuell etwa ein Dutzend aktive traditionelle Search Funds. Zum Vergleich: In den USA sind es über 500. Das hat Gründe.

Herausforderung 1: Der Mittelstand tickt anders

Deutsche Unternehmer verkaufen ihr Lebenswerk nicht an den Erstbesten. Die persönliche Beziehung zählt hier mehr als in den USA. Ein 32-jähriger MBA-Absolvent ohne Branchenerfahrung hat es schwer, das Vertrauen eines 60-jährigen Familienunternehmers zu gewinnen.

Herausforderung 2: Das Ökosystem fehlt

Stanford, Harvard, Wharton haben dedizierte Search Fund Programme. Deutsche Universitäten? Fehlanzeige. Es gibt erste Acceleratoren wie Novastone, Tembo oder Nexa Partners, aber die Szene ist noch jung.

Herausforderung 3: Konservative Finanzierungskultur

Deutsche Banken sind bei Akquisitionsfinanzierungen vorsichtiger als amerikanische. Die Due-Diligence-Anforderungen sind höher, die Prozesse länger.

Herausforderung 4: Das Karriererisiko

In den USA ist ein gescheiterter Search kein Stigma. Du warst unternehmerisch tätig, hast Deals analysiert, Verhandlungen geführt. In Deutschland erklärt mancher HR-Manager die zwei Jahre “Lücke” im Lebenslauf zum Problem.

Die gute Nachricht

Es gibt erste Erfolgsgeschichten. Aspeon Partners hat mit AlpinEnergie einen erfolgreichen Deal abgeschlossen. Konkordia führt mittlerweile KKD. Die Szene entwickelt sich – nur eben langsamer als erhofft.

Für wen eignet sich ein Search Fund?

Ein klassischer Search Fund ist kein Modell für jeden. Hier eine ehrliche Einschätzung:

Du könntest geeignet sein, wenn:

  • Du einen Top-MBA oder vergleichbaren Abschluss hast
  • Du bereits ein starkes Netzwerk zu potenziellen Investoren mitbringst
  • Du bereit bist, 70 bis 75 Prozent deiner Anteile abzugeben
  • Du mit der Unsicherheit leben kannst, möglicherweise kein Unternehmen zu finden
  • Du 18 bis 24 Monate Vollzeit suchen kannst und willst

Es passt vermutlich nicht, wenn:

  • Du maximale Eigentumsquote anstrebst
  • Du parallel noch einem Job nachgehst
  • Du kein bestehendes Investorennetzwerk hast
  • Du schnell Ergebnisse brauchst
  • Du nicht den “klassischen” Search-Fund-Hintergrund mitbringst

Das soll dich nicht entmutigen. Es soll dir helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.

Alternativen zum klassischen Search Fund

Die gute Nachricht: Der traditionelle Search Fund ist nur einer von mehreren Wegen zum eigenen Unternehmen.

Self-Funded Search

Du finanzierst die Suchphase selbst. Typischerweise 50.000 bis 100.000 Euro aus eigenen Mitteln. Dafür behältst du deutlich mehr Anteile – oft 40 bis 60 Prozent statt 20 bis 30 Prozent.

Vorteil: Mehr Eigentum, mehr Flexibilität, kein Fundraising-Druck Nachteil: Höheres persönliches Risiko, keine Mentoren während der Suche

Klassischer MBI mit Bankfinanzierung

Du bringst 15 bis 25 Prozent Eigenkapital mit. Der Rest kommt von der Bank, ergänzt durch KfW-Mittel und Bürgschaftsbank.

Vorteil: 100 Prozent Eigentum, etablierte Finanzierungsstrukturen in Deutschland Nachteil: Höherer Eigenkapitalbedarf, persönliche Haftung

Unser Dealradar zeigt dir wöchentlich passende Unternehmen für diesen Weg.

Searcher mit Co-Invest Partner

Du suchst selbst, ein Partner (Family Office, Business Angel) steigt beim Deal mit ein.

Vorteil: Größere Deals möglich, strategischer Partner mit Know-how Nachteil: Geteiltes Eigentum und Entscheidungen

Search Fund Accelerator

Programme wie Novastone oder Tembo unterstützen dich operativ und finanziell.

Vorteil: Professionelle Infrastruktur, Deal-Sourcing-Unterstützung Nachteil: Weniger Eigentumsanteil, weniger Unabhängigkeit

Welcher Weg passt zu dir?

Die Antwort hängt von deiner Situation ab:

  • Wie viel Kapital hast du?
  • Wie viel Kontrolle willst du?
  • Wie viel Risiko kannst du tragen?
  • Brauchst du Mentoren oder machst du es lieber allein?

Nutze unsere kostenlosen Tools, um dein Käuferprofil zu analysieren und den passenden Weg zu identifizieren.

Die richtige Wahl treffen

Es gibt keinen objektiv “besten” Weg zum eigenen Unternehmen. Es gibt nur den Weg, der zu deinem Profil passt.

Drei Fragen, die du dir ehrlich beantworten solltest

Frage 1: Wie wichtig ist dir Eigentum?

Bei einem klassischen Search Fund behältst du 25 bis 30 Prozent. Beim Self-Funded Search oder klassischen MBI können es 100 Prozent sein. Der Unterschied bei einem Exit ist erheblich.

Frage 2: Wie viel Risiko kannst du tragen?

37 Prozent der Searcher finden kein Unternehmen. Kannst du mit diesem Risiko leben? Oder brauchst du einen Plan B?

Frage 3: Passt dein Profil zum DACH-Markt?

Der deutsche Mittelstand ist konservativ. Vertrauen entsteht durch Branchennähe, Track Record und persönliche Chemie – nicht durch einen beeindruckenden Lebenslauf allein.

Meine Empfehlung

Prüfe alle Optionen, bevor du dich festlegst. Der Search Fund ist ein valides Modell – aber nicht das einzige. Für viele Käufer im DACH-Raum ist eine Kombination aus Eigenkapital, Bankfinanzierung und KfW-Mitteln der schnellere und kontrolliertere Weg.

Über 500.000 deutsche Unternehmen suchen in den nächsten Jahren einen Nachfolger. Die Frage ist nicht, ob du kaufen kannst. Die Frage ist, wie.

Trag dich in unseren Buyers Brief ein und erhalte wöchentlich die besten Insights zum Thema Unternehmenskauf – spezifisch für den DACH-Raum.

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FAQ

Was ist ein Search Fund einfach erklärt?
Ein Search Fund ist ein Finanzierungsmodell, bei dem Investoren einem Unternehmer Geld geben, um ein bestehendes Unternehmen zu suchen und zu kaufen. Der Searcher wird nach dem Kauf Geschäftsführer und Miteigentümer, während die Investoren den Großteil der Anteile halten.
Für die Suchphase sammeln traditionelle Search Funds typischerweise 400.000 bis 600.000 Euro von Investoren ein. Für die eigentliche Akquisition wird zusätzliches Kapital benötigt – je nach Unternehmensgröße zwischen 2 und 20 Millionen Euro.
Laut Stanford-Daten finden etwa 63 Prozent der Searcher ein Unternehmen. Von den erfolgreichen Akquisitionen erzielen etwa 70 Prozent positive Renditen für die Investoren. Die durchschnittliche IRR liegt bei etwa 35 Prozent – allerdings mit großer Streuung.
Ja, aber deutlich weniger als in den USA. Im DACH-Raum gibt es aktuell etwa ein Dutzend aktive traditionelle Search Funds. Erste Acceleratoren wie Novastone, Tembo und Nexa Partners bauen das Ökosystem auf.
Private-Equity-Fonds kaufen typischerweise mehrere Unternehmen mit einem großen Kapitalpool. Search Funds fokussieren sich auf eine einzelne Akquisition, die vom Searcher anschließend selbst geführt wird. Zudem sind Search Funds deutlich kleiner und zielten auf den Lower Middle Market.
Die wichtigsten Alternativen sind: Self-Funded Search (eigene Finanzierung der Suche), klassischer MBI mit Bankfinanzierung, Searcher mit Co-Invest Partner oder Search Fund Accelerator-Programme. Jeder Weg hat unterschiedliche Vor- und Nachteile bezüglich Eigentumsquote, Risiko und Unterstützung.
Ein klassischer Search Fund eignet sich besonders für MBA-Absolventen mit starkem Investorennetzwerk, die bereit sind, 70 bis 75 Prozent der Anteile abzugeben. Wenn du maximale Kontrolle willst oder kein bestehendes Netzwerk hast, könnten alternative Wege wie Self-Funded Search oder klassischer MBI besser passen.

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