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Wie Jan Podubrin 2025 den Unternehmenskauf eines Unternehmens aus dem Maschinenbau vollzogen hat – und was er im ersten Jahr als Inhaber gelernt hat.


Das Interview im Video

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Wer ist Jan Podubrin?

Jan Podubrin hat seine Karriere mit einer Ausbildung zum Industriemechaniker bei Siemens begonnen. Danach arbeitete er sich Schritt für Schritt hoch: von der Montage über Projektleitungen bis hin zu Führungspositionen bei namhaften Unternehmen wie Burckhardt Compression.

Trotz erfolgreicher Karriere im Konzernumfeld fehlte ihm etwas: echte unternehmerische Freiheit. Der Gedanke, ein eigenes Unternehmen zu führen, reifte über Jahre. 2024 wurde er konkret – und übernahm die GAL Maschinenbau, einen Lohnfertigungsbetrieb mit Fokus auf Drehen, Fräsen und Schweißen.

Der Weg zum Unternehmenskauf

Warum kaufen statt gründen?

Für Jan war früh klar: Im Maschinenbau fängt man nicht auf der grünen Wiese an. Es gibt genügend bestehende Betriebe, die einen Nachfolger suchen. Die Nachfolgewelle in Deutschland bot die perfekte Gelegenheit.

Bereits 2020 begann er, sich mit dem Thema Unternehmensnachfolge zu beschäftigen. Nach einer privaten Pause wurde die Suche Anfang 2024 systematisch: Mehrmals pro Woche durchsuchte er Plattformen wie DUB, Nexxt-Change, Ember und Via Ductus, schrieb Unternehmen an und hielt konsequent nach.

Der glückliche Zufall

Das Unternehmen fand er über Nexxt-Change – ohne M&A-Berater. Der Inhaber hatte die Firma selbst inseriert. Jan war einer der ersten, die sich meldeten. Sein Text gefiel, ein Anruf folgte, dann persönliche Gespräche.

Was den Ausschlag gab: Jan präsentierte eine langfristige Vision. Er wollte nicht schnell kaufen und wieder verkaufen, sondern eine Unternehmensgruppe im Maschinenbau aufbauen. Das überzeugte den Verkäufer, der sein Lebenswerk in guten Händen wissen wollte.

Finanzierung und Kaufpreisverhandlung

Die Finanzierungsstruktur

Jan finanzierte den Kauf klassisch: Eigenkapital, Bankdarlehen, KfW-Förderung, Bürgschaftsbank und ein Verkäuferdarlehen. Ohne Skin in the Game – also persönliche Haftung und eigenes Kapital – hätte keine Bank mitgemacht.

Seine klare Aussage dazu: Wer nicht bereit ist, persönlich zu haften, sollte es lassen. Das gehört zum Unternehmertum dazu.

Was er beim Kaufpreis gelernt hat

Im Nachhinein sagt Jan offen: Der Kaufpreis war etwa 20 Prozent zu hoch. Der Multiple lag bei 4,32 – realistischer wären 3,7 bis 3,8 gewesen.

Sein Learning: Man war verliebt in die Idee, endlich Unternehmer zu sein. Das hat den Blick getrübt. Beim nächsten Kauf würde er härter verhandeln und klare Grenzen setzen.

Die Working-Capital-Falle

Ein kritischer Punkt war die Verhandlung des Working Capitals. Unterschiedliche Berechnungsmethoden führten zu Diskussionen. Am Ende einigte man sich auf ein Niveau unter dem Durchschnitt – was sich nach der Übernahme rächte.

Jans Empfehlung: Immer über dem Durchschnitt vereinbaren. Und bei Unstimmigkeiten standhaft bleiben, auch wenn es den Deal gefährdet.

Das erste Jahr als Inhaber

Der erste Tag

Einen klassischen “ersten Tag” gab es nicht. Am Tag nach dem Notartermin stand Jan in der Werkstatt. Der Verkäufer versammelte die Mitarbeiter und sagte: “Ich habe an den da verkauft.”

Die Reaktion: Lange Gesichter, Überraschung, teilweise Enttäuschung. Niemand hatte damit gerechnet. Es folgte eine Phase des Beschnupperns und viele Gespräche.

Verschiedene Charaktere im Team

Jan identifizierte schnell verschiedene Typen unter den Mitarbeitern:

Die Instanzen: Langjährige Mitarbeiter, die man unbedingt mitnehmen muss.

Die Gleichgültigen: Hauptsache, das Gehalt kommt. Brauchen wenig Aufmerksamkeit.

Die Begeisterten: Freuen sich auf frischen Wind. Sind wichtige Multiplikatoren.

Die Problematischen: Von denen sollte man sich schnell trennen.

Erste Maßnahmen

Direkt nach der Übernahme änderte Jan Prozesse in der Arbeitsplanung und Termintreue. Er startete eine ISO 9001-Zertifizierung, um neue Kunden zu gewinnen. Ordnung und Sauberkeit wurden priorisiert – für ihn beginnt dort die Qualität.

Größere Veränderungen kamen erst, als der Verkäufer im August ausschied. Vorher war der Handlungsspielraum begrenzt.

Businessplan vs. Realität

Jans ehrliche Bilanz: Der Businessplan ist nicht aufgegangen. 2025 einen Maschinenbaubetrieb zu übernehmen, während alle von der Krise der Industrie sprechen, war herausfordernd.

Im ersten Jahr lag der Umsatz 6 Prozent unter Vorjahr. Allerdings: Der Auftragseingang liegt 10 Prozent über Vorjahr. Die Maßnahmen in Marketing und Vertrieb greifen – mit Zeitversatz.

Im Sommer gab es schwache Monate mit negativer BWA. Doch seit Juli geht es aufwärts: Rekordumsätze und steigende Auftragseingänge zeigen, dass die Richtung stimmt.

Langfristige Ziele

Jan denkt in größeren Dimensionen. Die GAL Maschinenbau ist für ihn die Plattform – der erste Baustein einer Unternehmensgruppe im Maschinenbau.

Sein Zeithorizont: In zehn Jahren möchte er mehrere Betriebe zusammengeführt haben, die vertikal oder horizontal in der Wertschöpfungskette zueinander stehen.

Parallel dazu kann er sich vorstellen, andere Käufer im Maschinenbau zu beraten. Seine Erfahrungen und Fehler sollen anderen helfen, es besser zu machen.

Jans Tipps für angehende Unternehmenskäufer

Auf die Frage, was er seinem früheren Ich raten würde, antwortet Jan:

1. Systematisiere deine Suche. Sporadisches Durchsuchen von Börsen reicht nicht. Mehrmals pro Woche crawlen, anschreiben, nachfassen.

2. Vernetze dich mit Leuten, die es gemacht haben. Der Austausch mit anderen Unternehmern ist wertvoller als jedes Studium.

3. Setze klare Grenzen. Definiere vorher, wo du bereit bist mitzugehen – und wo nicht. Wenn diese Grenzen überschritten werden, ist es ein Dealbreaker.

4. Verliebe dich nicht in ein Target. Es gibt mehr Betriebe, die Nachfolger suchen, als Käufer. Wenn es nicht passt, kommt der nächste.

5. Stelle sicher, dass dein privates Umfeld dahintersteht. Das erste Jahr bedeutet 12-16 Stunden Arbeit, wenig Schlaf, kaum Urlaub. Ohne Rückhalt zu Hause funktioniert es nicht.

Fazit

Jans Geschichte zeigt: Der Weg zum eigenen Unternehmen ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Von der ersten Idee 2020 bis zur Übernahme 2024 vergingen vier Jahre. Das erste Jahr als Inhaber war geprägt von Herausforderungen, Lernkurven und der harten Realität, dass Businesspläne selten aufgehen.

Trotzdem: Die Richtung stimmt. Mit klarem Fokus, der Bereitschaft aus Fehlern zu lernen und einer langfristigen Vision baut Jan seine Zukunft im Maschinenbau.

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FAQ

Was kostet ein Maschinenbaubetrieb?
Die Kaufpreise variieren stark je nach Größe, Ertragskraft und Substanz. Typische Multiples im Maschinenbau liegen zwischen 3 und 5 mal EBIT. Ein kleiner Lohnfertigungsbetrieb kann zwischen 200.000 und 500.000 Euro kosten, größere Betriebe entsprechend mehr.
Ein gewisses Grundverständnis ist hilfreich, um mit dem Verkäufer und den Mitarbeitern auf Augenhöhe zu kommunizieren. Man muss kein Experte sein, sollte aber die Branche verstehen und sich einarbeiten können.
Ein Lohnfertigungsbetrieb fertigt Bauteile im Auftrag anderer Unternehmen. Typische Leistungen sind Drehen, Fräsen, Schweißen und andere Metallbearbeitungen. Die Kunden liefern Zeichnungen oder Spezifikationen, der Lohnfertiger produziert die Teile.
Vom ersten Kontakt bis zum Notartermin vergehen typischerweise 6 bis 12 Monate. Bei Jan waren es etwa 6 Monate vom ersten Gespräch im August bis zur Übernahme im Februar.
Ein Verkäuferdarlehen ist ein Darlehen, das der Verkäufer dem Käufer gewährt. Ein Teil des Kaufpreises wird nicht sofort bezahlt, sondern über mehrere Jahre abgestottert. Es zeigt, dass der Verkäufer an die Zukunft seines Unternehmens glaubt.
Für viele größere Kunden ist die ISO 9001-Zertifizierung Voraussetzung für eine Zusammenarbeit. Sie dokumentiert ein funktionierendes Qualitätsmanagementsystem und öffnet Türen zu neuen Kundengruppen.
In der Regel nicht. Banken erwarten “Skin in the Game” – eigenes Kapital und persönliche Haftung. Komplett ohne Eigenkapital zu kaufen ist die absolute Ausnahme und sollte nicht als realistischer Weg betrachtet werden.

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