Die Nachfolgefinanzierung ist die größte Hürde beim Unternehmenskauf – doch die Bürgschaftsbank löst genau dieses Problem und macht Deals mit nur 10-20% Eigenkapital möglich. Banken verlangen oft 40% Eigenkapital – bei einem Kaufpreis von 2 Millionen Euro sind das 800.000 Euro. Wer hat das schon auf dem Konto? Die Lösung liegt bei den Bürgschaftsbanken, die bis zu 80% des Kreditrisikos übernehmen und damit Transaktionen ermöglichen, die sonst scheitern würden.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du als Käufer ohne Millionenvermögen trotzdem erfolgreich ein Unternehmen übernehmen kannst. Du erfährst alles über Programme, Voraussetzungen und den konkreten Ablauf – praxisnah und ohne Banken-Deutsch. Wenn du mehr über die grundlegenden Aspekte des Unternehmenskaufs erfahren möchtest, lies unseren kompletten Leitfaden zum Unternehmenskauf.
Was ist eine Bürgschaftsbank und warum ist sie so wichtig?
Die Rolle staatlicher Förderung beim Mittelstandskauf verstehen
Bürgschaftsbanken sind staatlich geförderte Institutionen. Sie übernehmen bis zu 80% des Kreditrisikos gegenüber deiner Hausbank. Für die Bank bedeutet das: weniger Risiko, mehr Bereitschaft zur Finanzierung. Für dich als Käufer: Der Deal wird möglich, auch mit weniger Sicherheiten.
Das Geniale daran: Diese Institutionen wurden speziell für den Mittelstand und Nachfolgesituationen geschaffen. Während Venture Capitalists nach dem nächsten Unicorn suchen, kümmern sich diese Förderbanken um die Realwirtschaft – um Handwerksbetriebe, Einzelhändler, Dienstleister. Um genau die Unternehmen, die du wahrscheinlich kaufen willst. Mehr über die Bewertung solcher Unternehmen findest du hier.
Die Nachfolge-Krise als deine Chance
190.000 Unternehmen suchen händeringend einen Nachfolger
Deutschland steht vor einer Nachfolgewelle historischen Ausmaßes. Laut KfW-Nachfolge-Monitoring suchen bis Ende 2025 über 215.000 Unternehmen einen Nachfolger. Das sind 215.000 Chancen für Käufer wie dich. Das Institut für Mittelstandsforschung Bonn bestätigt diese Entwicklung mit detaillierten regionalen Analysen.
Die Herausforderung: Ein typischer Mittelständler mit 2 Millionen Euro Jahresumsatz wird für das 3-5-fache EBITDA verkauft. Bei einer EBITDA-Marge von 15% reden wir über Kaufpreise zwischen 900.000 und 1,5 Millionen Euro. Welcher Angestellte oder Young Professional hat so viel Eigenkapital? Genau hier kommt die Bürgschaftsbank Nachfolgefinanzierung ins Spiel.
Die Politik hat verstanden: Wenn wir die Nachfolgewelle nicht lösen, verlieren wir Arbeitsplätze, Know-how und Wirtschaftskraft. Deshalb wurden die Förderprogramme in den letzten Jahren massiv ausgebaut. Die Zahlen sprechen für sich: 2023 haben deutsche Bürgschaftsbanken über 3.500 Bürgschaften ausgegeben – Tendenz steigend. Das durchschnittliche Bürgschaftsvolumen lag bei 420.000 Euro.
Wie funktioniert eine Bürgschaft konkret?
Der Mechanismus hinter der staatlichen Risikoübernahme
Der Ablauf ist einfacher als viele denken. Nehmen wir folgende typische Konstellation:
Ausgangslage:
- Kaufpreis: 1,5 Millionen Euro
- Dein Eigenkapital: 250.000 Euro
- Benötigte Fremdfinanzierung: 1,25 Millionen Euro
Problem ohne Bürgschaft: Die Bank sieht ein Risiko von 1,25 Millionen Euro. Bei fehlenden Sicherheiten lehnt sie ab oder verlangt mehr Eigenkapital.
Lösung mit staatlicher Absicherung: Die Bürgschaftsbank übernimmt 80% des Kreditrisikos (1 Million Euro). Die Bank trägt nur noch 250.000 Euro Risiko. Diese können oft durch Unternehmensaktiva besichert werden. Der Deal wird machbar.
Der Prozess im Detail:
- Parallelität ist key: Du sprichst gleichzeitig mit deiner Hausbank und der Bürgschaftsbank. Nicht nacheinander – das kostet wertvolle Zeit.
- Antragstellung: Du reichst einen Businessplan, deine Qualifikationen und die Unternehmenszahlen ein. Die Prüfer checken die Tragfähigkeit.
- Entscheidung: Nach 3-4 Wochen erhältst du eine Zu- oder Absage. Bei Zusage bekommst du einen Bürgschaftsbrief.
- Kreditvergabe: Mit dem Bürgschaftsbrief gehst du zur Bank. Die gibt dir den Kredit zu besseren Konditionen.
- Kosten: Einmalig 1-2% Bearbeitungsgebühr, jährlich 1-1,5% Avalprovision auf die Bürgschaftssumme.
Wenn du zusätzlich andere Finanzierungsformen wie Mezzanine-Kapital in Betracht ziehst, kannst du deine Optionen erweitern.
Die 5 größten Vorteile gegenüber anderen Finanzierungsformen
Warum Bürgschaften oft die smarteste Lösung sind
Nach über zehn Jahren M&A-Beratung kann ich dir sagen: Bürgschaften sind oft die optimale Ergänzung für Mittelstandskäufe.
Der erste und wichtigste Vorteil ist, dass du die volle Kontrolle über dein Unternehmen behältst. Während du bei Private Equity oder Business Angels erhebliche Anteile abgeben musst – oft zwischen 50 und 80 Prozent – bleibst du mit einer Bürgschaft zu 100% Eigentümer. Das bedeutet konkret: Kein Investor sitzt in deinem Beirat und stellt unbequeme Fragen. Keine Abstimmungen über strategische Entscheidungen. Keine Exit-Zwänge nach fünf bis sieben Jahren. Du entscheidest selbst über Tempo und Richtung.
Der zweite entscheidende Vorteil liegt in den Kosten. Mezzanine-Kapital mag auf den ersten Blick attraktiv erscheinen, weil es schnell verfügbar ist. Aber die Zinsen von 8-12% pro Jahr fressen deine Marge auf. Bei einer Million Euro zahlst du jährlich 80.000 bis 120.000 Euro – nur an Zinsen. Eine Bürgschaft über denselben Betrag kostet dagegen nur etwa 10.000 bis 15.000 Euro Avalprovision pro Jahr. Das ist ein Unterschied, der über Erfolg und Misserfolg entscheiden kann.
Ein weiterer unterschätzter Vorteil ist die Geschwindigkeit. Der Mythos, dass Bürgschaftsbanken langsame Behörden sind, stimmt schon lange nicht mehr. Bei gut vorbereiteten Unterlagen bekommst du innerhalb von drei bis vier Wochen eine Entscheidung. Im Vergleich dazu ziehen sich Private Equity Prozesse oft über drei bis sechs Monate hin, mit endlosen Due Diligence Runden und komplizierten Vertragsverhandlungen.
Die Branchenexpertise der Mitarbeiter ist unbezahlbar. Sie haben jahrelange Erfahrung mit mittelständischen Unternehmen und verstehen die Besonderheiten verschiedener Branchen. Du musst nicht erst erklären, warum ein Handwerksbetrieb andere KPIs hat als ein Software-Startup. Diese Expertise führt zu realistischeren Bewertungen und pragmatischeren Entscheidungen.
Der fünfte große Vorteil ist die Flexibilität für die Zukunft. Eine einmal etablierte Beziehung öffnet Türen für weitere Finanzierungen. Wächst dein Unternehmen schneller als geplant, kannst du eine Aufstockung beantragen. Die bestehende Geschäftsbeziehung macht Folgefinanzierungen deutlich einfacher als bei neuen Kapitalgebern.
Die wichtigsten Bürgschaftsprogramme 2025
Übersicht der verfügbaren Förderinstrumente
Deutschland hat 17 Bürgschaftsbanken – eine pro Bundesland plus eine bundesweite. Jede hat leicht andere Programme, aber die Grundstruktur ist ähnlich. Hier die wichtigsten für Nachfolger:
Klassische Ausfallbürgschaft Das Standardprogramm für Nachfolgen. Bis zu 1,25 Millionen Euro (in manchen Bundesländern bis 2,5 Millionen), 80% des Kreditbetrags. Laufzeit bis zu 15 Jahre. Perfekt für den klassischen Mittelstandskauf.
Bürgschaft ohne Bank (BoB) Relativ neu und extrem interessant: Die Förderbank gibt dir direkt ein Darlehen, ohne Hausbank. Bis zu 600.000 Euro, ideal wenn deine Hausbank grundsätzlich skeptisch ist. Zinssätze aktuell zwischen 5-7%.
Express-Bürgschaft Für kleinere Übernahmen bis 250.000 – 300.000 Euro. Entscheidung innerhalb von 3 bis 5 Arbeitstagen. Weniger Unterlagen, schnellerer Prozess. Ideal für den Kauf kleinerer Handwerksbetriebe oder Einzelhandelsgeschäfte.
Kombinationen mit Förderkrediten Der Geheimtipp: Bürgschaften lassen sich mit KfW-Krediten kombinieren. Die KfW-Nachfolgefinanzierung (037/047) bietet bis zu 25 Millionen Euro zu günstigen Konditionen. Die Bürgschaft sichert den Eigenanteil der Hausbank ab.
Praxisbeispiel: So strukturierst du die optimale Finanzierung
Eine realistische Finanzierungsstruktur durchgerechnet
Lass mich dir zeigen, wie eine optimale Struktur in der Praxis aussieht:
Typisches Szenario:
- Zielunternehmen: Mittelständler mit 3 Millionen Euro Umsatz
- EBITDA: 400.000 Euro
- Kaufpreis: 1,6 Millionen Euro (4x EBITDA)
- Dein Eigenkapital: 200.000 Euro
Die Finanzierungsstruktur:
- 200.000 Euro Eigenkapital (12,5%)
- 200.000 Euro Verkäuferdarlehen (12,5%)
- 500.000 Euro KfW-Nachfolgekredit
- 700.000 Euro Hausbankdarlehen
- 900.000 Euro Bürgschaft (deckt 80% der Kredite ab)
Warum diese Struktur funktioniert: Die Bank sieht nur 300.000 Euro Risiko (20% der Kredite). Das Verkäuferdarlehen zeigt Vertrauen des Altinhabers. KfW-Mittel senken die Durchschnittszinsen. Du behältst 100% der Anteile.
Die Konditionen im Detail:
- Verkäuferdarlehen: 5 Jahre, 4% Zinsen, nachrangig
- KfW-Kredit: 10 Jahre, 2 tilgungsfreie Jahre, ca. 3,5% Zinsen
- Hausbankdarlehen: 8 Jahre, ca. 4,5% Zinsen
- Bürgschaftskosten: 18.000 Euro initial, 13.500 Euro p.a.
Nutze unseren Bewertungsrechner, um verschiedene Szenarien durchzuspielen.
Typische Fehler bei der Beantragung – und wie du sie vermeidest
Die häufigsten Stolpersteine auf dem Weg zur Zusage
Der fatalste Fehler ist, zu spät anzufangen. Viele Käufer denken erst an die Bürgschaftsbank, wenn die Hausbank bereits abgelehnt hat. Zu diesem Zeitpunkt ist oft schon wertvolle Zeit verloren. Der Verkäufer wird ungeduldig, fragt nach dem Stand und beginnt möglicherweise, mit anderen Interessenten zu sprechen. Die Dynamik des Deals gerät ins Stocken. Stattdessen solltest du von Anfang an zweigleisig fahren: Während du mit deiner Hausbank sprichst, nimmst du parallel Kontakt zur Förderbank auf. Zwar ist die Hausbank in vielen Fällen der direkte Konktakt auch zur Bürgschaftsbank (“Hausbankprinzip”), trotzdem ist es möglich per Vorabanfrage direkt mit der Bürgschaftsbank Kontakt aufzunehmen.
Ein weiterer kritischer Fehler sind unrealistische Planungen. “In drei Jahren verdopple ich den Umsatz” – solche Aussagen machen die Prüfer sofort skeptisch. Sie haben tausende Businesspläne gesehen und wissen genau, was machbar ist. Zeige lieber, wie du die bestehende Profitabilität absicherst und durch konkrete Maßnahmen moderat verbesserst. Eine Margensteigerung von 12 auf 14 Prozent ist glaubwürdiger als eine Verdopplung durch “Synergien”.
Fehlende Branchenerfahrung wird oft verschwiegen oder beschönigt. Die Prüfer werden es sowieso herausfinden. Besser ist es, offensiv damit umzugehen und zu zeigen, wie du die Lücke schließt: Erfahrener Geschäftsführer, Beratungsvertrag mit dem Altinhaber, strukturiertes Einarbeitungsprogramm oder erfahrener Beirat.
Das Thema Eigenkapital wird oft falsch verstanden. Viele glauben, ein Verkäuferdarlehen könnte fehlendes Eigenkapital ersetzen. Das funktioniert nicht. Die Prüfer wollen sehen, dass du selbst Skin in the Game hast. 10-15% echtes Eigenkapital sind das Minimum.
Der letzte große Fehler ist schlechte Vorbereitung. Ein schlampiger Businessplan, ein lückenhafter Lebenslauf oder fehlende Nachweise gefährden jeden Antrag. Investiere Zeit in vernünftige Unterlagen oder hole dir professionelle Hilfe.
Der konkrete Ablauf: Von der Anfrage bis zur Auszahlung
Zeitplan und Meilensteine des Antragsprozesses
Der Prozess ist standardisiert und bei guter Vorbereitung gut planbar:
Woche 1-2: Erstgespräch und Vorprüfung Du nimmst Kontakt zur Bürgschaftsbank deines Bundeslandes auf. Das Erstgespräch ist kostenlos und unverbindlich. Hier checkst du, ob dein Vorhaben grundsätzlich förderfähig ist. Bring konkrete Zahlen mit, keine vagen Ideen.
Woche 3-4: Antragstellung Du reichst die Unterlagen mit Hilfe der Hausbank ein: Businessplan (15-20 Seiten), Lebenslauf mit Qualifikationsnachweisen, Vermögensaufstellung, Unternehmenskennzahlen der letzten 3 Jahre, Kaufvertragsentwurf oder Letter of Intent und einen detaillierten Finanzierungsplan.
Woche 5-6: Prüfung und Rückfragen Die interne Prüfung läuft. Fast immer gibt es Rückfragen – das ist normal. Je schneller du antwortest, desto schneller geht’s weiter. Manchmal gibt es einen Vor-Ort-Termin im Zielunternehmen.
Woche 7-8: Ausschuss und Entscheidung Dein Antrag geht in den Bürgschaftsausschuss (tagt meist zweiwöchentlich). Bei positiver Entscheidung erhältst du einen Bürgschaftsbrief mit den genauen Konditionen.
Woche 9-10: Kreditvergabe und Closing Der Kreditvertrag wird finalisiert, der Kaufvertrag notariell beurkundet. Die Auszahlung erfolgt meist direkt an den Verkäufer.
Vergleich mit anderen Finanzierungsformen
Private Equity, Mezzanine und Co. – die Alternativen im Check
Jede Finanzierungsform hat ihre Berechtigung. Hier mein ehrlicher Vergleich aus der Praxis:
Bürgschaft vs. Private Equity: Private Equity bringt mehr Geld und oft wertvolle Expertise. Der Preis dafür: Du gibst 50-80% deiner Anteile ab und musst nach 5-7 Jahren einen Exit liefern. Mit einer Bürgschaft behältst du 100% Kontrolle und bestimmst dein eigenes Tempo. PE macht Sinn für schnelles, aggressives Wachstum. Bürgschaften sind ideal für nachhaltigen Aufbau.
Bürgschaft vs. Mezzanine: Mezzanine ist flexibler und schneller verfügbar – oft innerhalb von 4-6 Wochen. Der Nachteil: Mit 8-12% Zinsen ist es deutlich teurer. Bei einer Million Euro zahlst du 80.000-120.000 Euro pro Jahr, während eine Bürgschaft nur 10.000-15.000 Euro kostet. Mezzanine macht nur bei sehr hohen Margen oder kurzfristigen Überbrückungen Sinn. Mehr dazu in unserem Artikel über Mezzanine-Finanzierung.
Bürgschaft vs. Verkäuferdarlehen: Das ist kein Entweder-oder, sondern die perfekte Kombination. Das Verkäuferdarlehen reduziert deinen Bankbedarf und zeigt das Vertrauen des Altinhabers. Die Bürgschaft macht die Bankfinanzierung überhaupt erst möglich. Zusammen ermöglichen sie Deals mit nur 10-15% Eigenkapital.
Bürgschaft vs. Crowdfunding: Crowdfunding funktioniert bei trendigen B2C-Produkten. Für die Übernahme eines Metallbaubetriebs eher nicht. Der Mittelstand ist zu “unsexy” für die Crowd. Bürgschaften sind der etablierte, professionelle Weg mit planbaren Prozessen und verlässlichen Partnern.
Branchen und Situationen mit hohen Erfolgsquoten
Wo Bürgschaften besonders gut funktionieren
Aus meiner Erfahrung gibt es klare Muster, welche Branchen und Situationen besonders erfolgversprechend sind:
Handwerk und produzierendes Gewerbe sind die absoluten Favoriten. Diese Unternehmen haben reale Assets wie Maschinen und Werkzeuge als zusätzliche Sicherheit. Die Geschäftsmodelle sind überschaubar, die Kundenbeziehungen meist regional verankert und stabil. Ein Metallbaubetrieb, eine Schreinerei oder ein Elektrounternehmen – das sind Geschäfte, die Bürgschaftsbanken verstehen und gerne fördern. Die Erfolgsquote liegt hier bei über 70%.
Lokale Dienstleister stehen ebenfalls hoch im Kurs. Steuerberatungskanzleien, Ingenieurbüros oder IT-Systemhäuser haben zwar weniger physische Assets, dafür aber oft langjährige Kundenbeziehungen und wiederkehrende Umsätze. Die persönlichen Beziehungen zwischen Dienstleister und Kunde sind oft so eng, dass ein Anbieterwechsel unwahrscheinlich ist. Erfolgsquote: 60-70%.
Der Handel ist differenziert zu betrachten. Ein etablierter Baustoffhändler mit regionalem Einzugsgebiet und langjährigen Lieferantenbeziehungen ist ein guter Kandidat. Schwieriger wird es bei reinen Einzelhändlern ohne Alleinstellungsmerkmal. B2B-Handel schneidet deutlich besser ab als B2C.
Schwierige Branchen sind Gastronomie (zu volatil), Start-ups ohne Historie, reine Online-Geschäfte ohne USP und Mode/Textil (starker Wettbewerb). Hier sind die Bürgschaftsbanken sehr zurückhaltend.
Interessanterweise funktionieren Bürgschaften auch bei Turnaround-Situationen, wenn der Plan überzeugt. Ein Unternehmen in Schieflage mit solidem Kern kann mit dem richtigen Käufer und überzeugenden Restrukturierungskonzept durchaus eine Bürgschaft erhalten.
Die Zukunft der Nachfolgefinanzierung
Aktuelle Entwicklungen und Trends 2025
Die Rahmenbedingungen für Bürgschaften verbessern sich kontinuierlich:
Höhere Bürgschaftssummen werden möglich. Neben der Standardobergrenze von 1,25 Millionen Euro bieten immer mehr Bundesländer erweiterte Programme für größere Transaktionen an. Der Trend geht klar nach oben – die Politik reagiert damit auf die steigenden Kaufpreise bei Mittelstandsübernahmen.
Digitalisierung der Prozesse schreitet voran. Online-Anträge werden Standard, die Bearbeitungszeit sinkt auf 2-3 Wochen. Einige Bürgschaftsbanken testen bereits KI-gestützte Vorprüfungen.
Neue Zielgruppen werden aktiv angesprochen. Spezielle Programme für Quereinsteiger, Frauen und migrantische Unternehmer. Die alte Vorstellung vom erfahrenen Brancheninsider als einzigem geeigneten Nachfolger weicht auf.
ESG-Kriterien gewinnen an Bedeutung. Nachhaltige Unternehmenskonzepte werden bevorzugt behandelt. Wer CO2 reduziert oder soziale Kriterien erfüllt, bekommt bessere Konditionen.
Deine nächsten Schritte
Der konkrete Fahrplan zur Bürgschaft
Der Weg zur erfolgreichen Bürgschaftsbank Nachfolgefinanzierung ist klar strukturiert:
Schritt 1: Ehrliche Bestandsaufnahme Wie viel echtes Eigenkapital hast du wirklich? Mindestens 10-15% des Kaufpreises sollten es sein. Welche Sicherheiten kannst du bieten? Welche Branchenerfahrung oder übertragbare Fähigkeiten bringst du mit? Sei brutal ehrlich – Schönrechnen hilft nicht.
Schritt 2: Kontaktaufnahme Jedes Bundesland hat eine eigene Bürgschaftsbank mit leicht unterschiedlichen Programmen. Das Erstgespräch ist immer kostenlos und unverbindlich. Bereite dich gut vor: Bring konkrete Zahlen zum Zielunternehmen mit, nicht nur vage Ideen.
Schritt 3: Professionelle Unterlagen Der Businessplan ist das Herzstück deiner Bewerbung. Er sollte 15-20 Seiten umfassen und deine Vision klar darstellen. Konservative Planungen sind besser als Mondpreise. Dein Lebenslauf muss lückenlos sein und deine Qualifikationen herausstellen. Die Finanzplanung muss detailliert und realistisch sein.
Schritt 4: Parallelgespräche mit Banken Sprich mit mindestens 2-3 Instituten. Sparkassen und Volksbanken haben oft andere Kriterien als Privatbanken. Erwähne von Anfang an die Bürgschaftsoption – viele Banker reagieren positiv darauf.
Schritt 5: Puffer einplanen Zeitlich solltest du 8-10 Wochen bis zur Auszahlung einkalkulieren. Finanziell brauchst du mindestens 10% Reserve für Unvorhergesehenes. Und denke an Plan B: Was, wenn die Bürgschaft nur über 60% statt 80% kommt?
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Wann Bürgschaften Sinn machen – und wann nicht
Ideale Voraussetzungen
Bürgschaften sind perfekt für solide, profitable Unternehmen mit bewährtem Geschäftsmodell. Ein Handwerksbetrieb mit 20 Jahren Historie, stabilen Kundenbeziehungen und 12-15% EBITDA-Marge ist der Idealfall. Gleiches gilt für etablierte Dienstleister mit wiederkehrenden Umsätzen oder regionale Händler mit gefestigter Marktposition.
Du solltest relevante Branchenerfahrung oder zumindest übertragbare Fähigkeiten mitbringen. Ein Controller, der einen Steuerberater übernimmt, ein Vertriebsleiter, der einen Händler kauft – das sind Konstellationen, die funktionieren.
Mit 10-20% echtem Eigenkapital bist du im grünen Bereich. Bei 1,5 Millionen Euro Kaufpreis solltest du also 150.000 bis 300.000 Euro aufbringen können. Das mag viel klingen, aber du kaufst ein ganzes Unternehmen, das ab Tag eins Cashflow generiert.
Besonders wichtig ist deine Einstellung: Bürgschaften sind für Unternehmer, die langfristig denken und nachhaltig aufbauen wollen. Wenn du das Unternehmen über Jahre führen willst, ist das der richtige Weg.
Wann du andere Optionen prüfen solltest
Bei Quick-Flip-Strategien mit geplantem Exit nach 2-3 Jahren bist du bei Private Equity besser aufgehoben. Bürgschaftsbanken mögen keine Goldgräbermentalität.
Für stark defizitäre Unternehmen ohne klaren Turnaround-Pfad sind Bürgschaften ungeeignet – es sei denn, du hast nachweisliche Restrukturierungserfahrung.
Wenn du unter Zeitdruck stehst und innerhalb von vier Wochen abschließen musst, vergiss es. Der Prozess braucht seine Zeit.
Für aggressive Buy-and-Build-Strategien mit mehreren Zukäufen ist Private Equity oder Family Office Kapital besser geeignet.
In sehr volatilen oder disruptionsgefährdeten Branchen tun sich Bürgschaftsbanken schwer. Ein stationäres Reisebüro bekommt heute keine Bürgschaft mehr.
Tools und Ressourcen
Praktische Hilfsmittel für deinen Antrag
Checkliste Unterlagen:
- Businessplan (15-20 Seiten) – Muster beim BMWi
- 3-Jahres-Finanzplanung – nutze unseren Finanzplanungs-Tool
- Lebenslauf mit Qualifikationen
- Vermögensaufstellung
- Unternehmenskennzahlen (3 Jahre)
- Kaufvertragsentwurf/LOI – zum Term Sheet Generator
- Finanzierungsplan
- Sicherheitenübersicht
Nützliche Links:
- VDB – Verband Deutscher Bürgschaftsbanken
- KfW-Nachfolgekredit Produktseite
- BAFA-Beratungsförderung
- Digital Jetzt Portal
- IHK-Nachfolgebörse nexxt-change
- DIHK-Nachfolge-Report
- Förderdatenbank des Bundes
Kennzahlen für die Planung:
- Eigenkapitalquote: Min. 10-15%
- Kapitaldienstfähigkeit: Min. 1,3
- EBITDA-Marge: Min. 8-10%
- Verschuldungsgrad: Max. 3-4x EBITDA
Weitere hilfreiche Plattformen:
Fazit: Der unterschätzte Weg zum Unternehmertum [H2]
Die Bürgschaftsbank Nachfolgefinanzierung ist der unterschätzte Hebel für Unternehmenskäufe im deutschen Mittelstand. Sie macht Deals möglich, die sonst an der Finanzierung scheitern würden.
Die Nachfolgewelle rollt. Tausende profitable Unternehmen suchen Käufer. Die Bürgschaftsbanken haben Milliarden zur Verfügung. Die Zinsen sind moderat. Die Prozesse werden schneller und digitaler. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Der Unterschied zwischen erfolgreichen Übernehmern und ewigen Planern? Die einen kennen ihre Finanzierungsoptionen und nutzen sie. Die anderen warten auf den perfekten Moment, der nie kommt.
Du weißt jetzt, wie es funktioniert. Die Frage ist: Was machst du mit diesem Wissen?
Starte deine Reise zum Unternehmenskauf mit unserem kostenlosen Erstgespräch oder lade dir unseren umfassenden Käuferleitfaden herunter
Die wichtigsten Bürgschaftsbanken in Deutschland
Deine regionalen Ansprechpartner
Regionale Bürgschaftsbanken:
- Baden-Württemberg: Bürgschaftsbank Baden-Württemberg
- Bayern: LfA Förderbank Bayern / BBB Bürgschaftsbank Bayern
- Berlin/Brandenburg: BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg
- Bremen: Bremer Aufbau-Bank
- Hamburg: BTG Bürgschaftsbank Hamburg
- Hessen: WIBank / Bürgschaftsbank Hessen
- Mecklenburg-Vorpommern: Bürgschaftsbank Mecklenburg-Vorpommern
- Niedersachsen: NBB Niedersächsische Bürgschaftsbank
- Nordrhein-Westfalen: Bürgschaftsbank NRW
- Rheinland-Pfalz: Bürgschaftsbank Rheinland-Pfalz
- Saarland: Bürgschaftsbank Saarland
- Sachsen: Bürgschaftsbank Sachsen
- Sachsen-Anhalt: Bürgschaftsbank Sachsen-Anhalt
- Schleswig-Holstein: Bürgschaftsbank Schleswig-Holstein
- Thüringen: Bürgschaftsbank Thüringen
Bundesweit: VDB Verband Deutscher Bürgschaftsbanken


